Dienstag, 23. Oktober 2012

Soroti!!!

Hallo Deutschland
Letztes Wochenende hab ich Caro, ne Mitfreiwillige in Soroti besucht.
Um 4:20 morgens hab ich den Bus genommen und bin über Mbale nach Soroti gefahren. Trotz der Enge und der Lautstärke konnte ich einigermaßen bis um 8 Uhr dösen. Dann wurde es hell und die Landschaft flog an mir vorbei: Sträucher, Büsche, viel Grün und ein paar Hütten und Stromleitungen.

Von weitem sah man schon die Stadt, mitten aus der Ebene ragt ein einzelner Felsen raus. Dort liegt Soroti, 40.000 Einwohner, eine Insel in dem Meer von Grün. Soroti ist angenehm klein, man erreicht alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Die Häuser im Zentrum sind im Kolonialstil gebaut.
Nachdem ich um 11:00Uhr ankam und mich mit Caro getroffen hatte, sind wir auf den erwähnten Felsen gestiegen. Uganda ist ein Land der Bürokratie: Da auf de der Spitze des Hügels eine winzige Antenne des Militärs steht, benötigt man eine Genehmigung. Diese bekommt man durch einen Brief an die Verwaltung, dann muss das die Polizei noch sehen und und und...
Doch Caro hatte das mithilfe eines Arbeitskollegen netterweise schon alles erledigt.
Zusammen mit ihm und seinem Sohn sind wir dann hochgestiegen.
Wie der Sorotirock entstanden ist weiß ich leider nicht, warum steht mitten in der Ebene ein Felsen mit fast senkrechten Wänden? Freue mich über Antworten in der Kommentarbox ;)
Das Zentrum von Soroti
Neben Rohrleitungen führt ein gut gebauter Pfad hinauf. Die Erhebung dient auch als Wasserturm, deswegen die Rohre.
Auf der dem Gipfelplateau steht eine kleine Hütte. Hier wohnt ein Soldat, der wohl zur Bewachung gedacht ist.
Die Aussicht war der Wahnsinn:

Beim Abstieg bin ich etwas querfeldein geklettert und bin auf ein paar Affen gestoßen, die jedoch schnell verschwanden.

Nach dem Mittagessen, sind wir in ein "Kino" gegangen um das Fußballspiel Uganda vs. Sambia anzuschauen. Es ging um die Qualifikation zum AfricaCup2013 und Sambia war der amtierende Meister. Natürlich war ne super Stimmung. Die Cranes (Spitzname der Ugander) schafften es tatsächlich Sambia  mit einem 1:0 zu schlagen. Da das Hinspiel 1:0 jedoch von Sambia gewonnen wurde, gab es Elfmeter schießen um die Teilnahme am Africa Cup.
Vielleicht schaue ich zu wenig europäischen Fußball, aber mir fiel auf, dass viel mehr Elfmeter getroffen wurden. 9 Treffer von 10 Schüssen!!! Mehr Nervenstärke als die Deutschen Profis? Für Uganda leider nicht genug Nervenstärke: Sie verloren. 8:9.
Die aufgebaute Spannung und Stimmung war schnell verschwunden.

Am nächsten Morgen machten wir uns früh auf, um den Sonnenaufgang auf dem Sorotirock dann doch knapp zu verpassen. Die Atmosphäre war doch noch super:

Eine Nachbarin von Caro führte uns zu einem kleinen Metzger. Der schnitt für jeden ein halbes Kilo Fleisch vor unseren Augen von einer Schweinehälfte. Am Anfang war ich kritisch, ein Hygienebeauftragter wäre tot umgefallen. Das Fleisch hing einfach so in der Lehmhütte rum. Doch durch das viele Fett und das lange Braten war es ziemlich durch und jeder Keim längst abgetötet. Gegessen wurde mit der Hand. Bis auf die Fettstückchen schmeckte es gar nicht so schlecht.


Leider fuhr um 14:00 dann doch kein Bus nach Kampala zurück. Ich quetschte mich für 2 Stunden in Matatu, Sammeltaxi. In Mbale stieg ich in einen Reisebus der in 5min abfahren sollte. Nach 15min fuhr er tatsächlich los. Doch zu früh gefreut! Zwei Straßenecken hielt er abermals und wartete dort eine Stunde bis er voll war. Ich hielt durch und war abends, 9 Stunden nach dem Aufbruch und nur 300km weiter, endlich daheim.


Die letzte Woche war ich auf einem Workshop zum Thema Roadsavty, Traffic Flow und Airpollution. Zu den Themen gab es viele interessante Vorträge, Gruppenarbeiten und Disskussionen. War also ne ziemlich spannende Woche.
Ansonsten ist hier alles wie gehabt, man versteht immer mehr die Leute und Kultur und erlebt trotzdem immer wieder kleine Überraschungen: Ein Freund von mir, erzählte mir das er an Zauberei glaubt. Ich war ziemlich verwundert, da ich doch für ziemlich aufgeklärt und gebildet halte. Als ich so drüber nachdachte, ist mir eingefallen, dass es in Deutschland ja auch genügend Menschen gibt die an Homöopathie glauben...
Viele Grüße
Tilman





Montag, 1. Oktober 2012

Rassismus

Hallo liebes Deutschland
Heute mal ein Thema das mich viel beschäftigt. Hier gibts keine spannenden Storys
Es gibt einen starken Rassimus in Uganda.
Im Gegensatz zu Staaten wie Südafrika war die Zahl der Europäer immer relativ gering. So gab es auch keine Apartheid oder ähnliches und Weiße haben sind sehr gut angesehen.
Ihnen wird mehr zugetraut und natürlich als wohlhabend eingeschätzt. Man kann sich als Weißer angeblich mehr erlauben und oft man bekommt mehr Aufmerksamkeit. Am aller krassesten ist aber, dass europäsisches Aussehen bei vielen als Schönheitsideal gilt. Man sieht viele Frauen die wahrscheinlich Aufhellungscreme für die Haut benutzen. Einge Frauen haben sogar europäische Haarperücken. Models in Werbungen haben oft helle Haut, auch bei ugandischen Werbungen. Sogar die Schaufensterpuppen sind weiß. (wobei das auch daran liegen kann, das sie evtl importiert sind).
Andere Freiwillge haben mir erzählt, dass sie in Banken o.Ä Vortritt am Schalter bekommen haben, obwohl es eine lange Schlange gab. Ich hoffe mir passiert sowas nicht, das wäre mir sehr unangenehm.
 
Einmal fragte ich zwei Ugander nach einer Abkürzung. Der eine sagte es gebe eine, der andere verneinte. :D
Der zweite hat sich Sorgen gemacht, ich würde mich verirren und der erste meinte, Mzungus hätten viel besseres Orientierungsvermögen und wären viel klüger als Ugander. Ich hab ihm versucht zu erklären das dies nicht so sei und die Deutschen im Gegensatz Ugandern Wegweiser haben. Ich hab ihn nicht überzeugen können.
Andererseits fand ich die Ansicht des anderen Uganders auch merkwürdig, ich kann mir nicht vorstellen das er sich soviel Sorgen bei einem Afrikaner gemacht hätte. Letzendlich bin ich dann den normalen Weg gefahren.

Die Kinder schreien wie sicher schon erzählt einem "Bye Muzungu" nach. Ich dachte das ist eine normale kindliche Reaktion. Aber letzens hab ich doch tatsächlich gehört wie eine Mutter ihrem Kind als ich vorbeilief beibrachte "Bye Muzungu" zu rufen! Ich hab mir jetzt ein Tshirt gekauft mit der Aufschrift: "My name is not Muzungu!" :D Die Ugander die ich traf, habens mit Humor genommen :)

Bei Straßenhändlern bekommt man hin und wieder einen viel zu überhöhten Preis (Muzungupreis) genannt. Natürlich ist es wahr, dass die allermeisten Mzungus im Vergleich wohlhabend sind. Ich versuche mich in solchen Situationen wie ein Ugander zu verhalten und auf dem richtigen Preis zu bestehen. Doch ist auch komisch sich um weit weniger als ein Euro zu streiten. Doch wie sinnvoll ist es mehr zu Zahlen? Außerdem wird ein totales Klischee verstärkt. Eine wirkliche Lösung hab ich noch nicht gefunden.
Ebenso verhält es sich mit Bettlern. Ich versuche ihnen kein Geld, sondern nur Essen zu geben. Gestern erst hat mich ein Ugander einfachso nach Geld gefragt, er wäre arm und müsste seine Familie ernähren und sie hätten oft nichts zu essen. Ich hab ihm nichts gegeben und ich hab ihn zufälligerweise später ihm Taxi getroffen, er hörte Musik auf einem MP3-Player...

Im Taxi kommt es auch oft vor das man sich unterhält und am Ende wollen sie meine Handynummer, obwohl man nur Smalltalk gemacht hat. Was die damit anfangen wollen, keine Ahnung. Ich gebe meine auch nicht raus.
Ein paar sagen sogar manchmal direkt, dass sie gerne mit Weißen befreundet wären. Dann fühle ich mich irgendwie erniedrigt?, sie sind nur an meiner Hautfarbe interessiert und meine Art, mein Charatkter ist ihnen wohl total egal.
Ich kenne schon ein paar Ugander näher und wir unternehmen abends zusammen mal was. Einer fragt mich in letzer Zeit vermehrt nach Geld, obwohl er eigentlich Geld hat. (er ruft mich oft einfach so an, und telefonieren ist hier auch nicht billig, geht öfer feiern als ich...). Da fühlt man sich verarscht und hat wieder das Gefühl, dass die nur an seinem Geld interessiert sind und es cool finden mit Mzungus abzuhängen.

Das zählt alles selbstverständlich nicht für alle Ugander und die negativen Beispiele fallen einem stärker auf, aber den anderen Freiwilligen geht es oft ähnlich. Das Merkwürdigste an dem Rassimus ist, das er von vielen Ugandern als scheinbar richtig angesehen wird. In D gibt es natürlich auch Rassimus und Diskriminierung, aber diese geschieht oft unterbewusst und wird von der Allgemeinheit als negativ eingestuft.

Ich hab hier öfters einen Albinoafrikaner gesehen. Man erkennt trotz der weißen Haut, dass er afrikanische Wurzeln hat. Die Ugander riefen ihn trotzdem: "Muzungu"! Es gibt leider immer wieder Fälle von getöteten Albinos, da ihre Knochen als Glücksbringer bei einigen Heilern gelten.

Ich hoffe ihr habt euch nicht zusehr gelangweilt, dieses Thema beschäftigt mich nur immer wieder und ich musste es einfach mal niederschreiben.
Lg Tilman

P.s.: Mzungu oder Muzungu ist der hier verwendete Begriff für Europäer und Amerikaner. Eigentlich heißt es "Weißer" jedoch werden manchmal auch Schwarze aus einem westlichen Land durch ihre andere Kleidung, Verhalten als Munzungus bezeichnet.
P.p.s.: Alle Angaben sind von mir gemachte oder mir berichtete Beobachtungen und Erfahrungen, diese sind nicht als allgemeingültig und verallgemeinerend zu verstehen.